Dienstag, 29. April 2008

Die kontroverse Unantastbarkeit

B"H

Mir ist durchaus bewußt, dass ich mich mit diesem Artikel auf brüchiges Eis begebe und aufpassen muß, dass man mich nicht falsch versteht oder falsch verstehen will. Falsch verstehen will eben deswegen, weil diverse rechte Gruppierungen sowie Holocaust - Leugner meine Argumente für ihre kranke und absurde Propaganda ausschlachten könnten. Aber dieser Gefahr läuft man überall, denn heutzutage kann einem jeder das Wort im Munde umdrehen.

Am morgigen Mittwoch abend beginnt in Israel der Holocaust - Gedenktag "Yom HaSchoah" und wird bis Donnerstag abend mit vielen Trauer - und Gedenkveranstaltungen begangen. Holocaust - Überlebende kommen ohne Ende zu Wort und das 2. staatliche Fernsehen plant einen umstrittenen Dokumentarfilm auszustrahlen. Es geht um die Geldernutzung der Holocaust - Opfer, aber das soll an dieser Stelle nicht mein Thema sein.

Vielmehr will ich mich seit langem mit einem ganz besonderen Thema beschäftigen, finde aber so gut wie nie die Zeit dazu. Das Thema existiert und es gibt einige, wenn auch wenige, Veröffentlichungen dazu. Sich schnelllebig damit auseinanderzusetzen, bringt nichts, denn das Thema ist kompakt und erfordert viel Research.Und ich gebe zu, dass ich es dazu noch nicht geschafft habe. Was ich zumindest tat war, mich mit einigen Chassidim der Gruppen Belz und Gur über die Problematik zu unterhalten.

Egal wo, wenn es um Holocaust - Darstellungen und die Opfer geht, stehen die Chassidim in den meisten Fällen weit hinten an. Selbst bei Marcel Reich - Ranicki, der sich ihnen gegenüber ablehnend in der Autobiographie äußerte. Er, Ranicki, sei im Warschauer Ghetto immer darauf bedacht gewesen, sich westlich zu kleiden und somit einen gewissen "zivilisierten" Eindruck zu machen.

Die Chassidim selber haben wie kaum eine andere jüdische Gruppe immens unter dem Holocaust gelitten। Immerhin ging es bei ihnen auch um den Erhalt der eigenen chassidischen Gruppe. Viele von ihnen wie Belz, Vishnitz, Satmar, Zanz - Klausenburg oder Bobov (um nur einige wenige Beispiele zu nennen) schafften dies nur mit Mühe und Not. Aber gerade innerhalb der Chassidut tut sich noch eine zweite Problematik auf, die seitens der Chassidim zwar bekannt ist, doch nur in seltenen Fällen oder gar nicht diskutiert wird. Dagegen findet man auf mehr oder weniger jüd. - relig. Websites mehr Anschuldigungen. Ob diese Anschuldigungen tatsächlich so der Wahrheit entsprechen, entzieht sich meiner Kenntnis. In dem Wust von widersprüchlichen Aussagen konkrete Hinweise zu finden, ist für den oberflächlichen Betrachter kaum mehr möglich.

Bei der Problematik geht es um das Verhalten einiger chassidischer Rebben im Holocaust. Inwieweit haben sie ihre Chassidim wirklich gewarnt oder ihnen gar befohlen, Europa zu verlassen ? Im Internet wird der einstige Belzer Rebbe, Rabbi Aharon Rokeach, beschuldigt, seinen Chassidim gesagt zu haben, dass sie Europa nicht verlassen sollen. Aber da ich mich derzeit ausgiebig mit Rebbe Aharon Rokeach und seiner Flucht vor der Gestapo / SS befasse, weigere ich mich oft, diese Anschuldigung zu glauben. Hat nicht gerade der damalige Belzer Rebbe unendlich unter den Nazis gelitten ? Verlor er nicht seinen Sohn, Rabbi Moshe Rokeach, als die Nazis eine Synagoge anzündeten und alle (auch ihn) anwesenden Chassidim in die Flammen zwangen ?
Und verlor er nicht seinen jüngeren Bruder Rabbi Shalom von Opatov (Apta) als sich dieser im Wald versteckte und letztendlich verhungerte ? In wahrlich letzter Minute war es den Belzer gelungen, den Rebben aus Europa nach Palästina zu schmuggeln und somit die Chassidut Belz am Leben zu erhalten.
Zur Erläuterung: Bei Kriegsausbruch lag das Städtchen Belz in Polen, heute gehört es zur Ukraine.

Der damalige Rebbe der Chassidut Gur (Polen) hatte es einfacher, denn er konnte sich problemlos rechtzeitig nach Palästina absetzen. Die Chassidut Gur war damals schon ein Begriff und ihr Rebbe eine bekannte Persönlichkeit. Anders hingegen bei der Chassidut Satmar (Rumänien), die zu Zeiten des Zweiten Weltkrieges über fiel weniger Einfluß verfügte. Und so fand sich der im Jahre 1979 verstorbene Rebbe Yoel Teitelbaum in einem Arbeitslager wieder. Zumindest bis zu seinem Freilassung und Abreise in die sichere Schweiz.

Inwieweit haben einige chassidische Rebben ihre Chassidim im Stich gelassen oder ihnen verkündet, Europa nicht zu verlassen ? Ein schwer verdauliches Thema. Einige Gerer Chassidim (Gur) erzählten mir, dass heutzutage die Chassidut Gur fast nur aus Newcomern nach dem Kriege bestehe. Die alten originalen Gerer seien fast alle im Holocaust umgekommen. Insgesamt verlor die Chassidut Gur mehr als 100.000 Anhänger.

Aber sehen die Chassidim selber das Entkommen des Rebbe als "im Stich lassen" oder nicht eher als lebenswichtigen Faktor zum Erhalt der eigenen Gruppe ? Letzteres spielt mit Sicherheit eine entscheidene Rolle und meines Wissens nach sind Zweifel, Beschuldigungen oder dergleichen innerhalb den einzelnen chassidischen Gruppe absolut nicht an der Tagesordnung. Heute nicht und zu Zeiten des Holocaustes genauso wenig.
Aber unterscheiden sich die Chassidim so sehr von anderen europäischen und insbesondere deutschen Juden der damaligen Zeit ? Glaubten nicht gerade die deutschen Juden an einen schnell vorübergehenden Nazi - Spuk, den man schon irgendwie überstehe ? Und als es dann wirklich ums Überleben ging, jegliche Ausreisemöglichkeit schon zu spät war.

Wenn einige chassidische Rebben ihren Chassidim tatsächlich von einer Flucht abrieten, dann basieren die Gründe vorwiegend auf kabbalistischen Konzepten.
Und war es für die Rebben so einfach, abzureisen und die Chassidim zurückzulassen. Ehrlich gesagt, bin ich nur allzu froh, nicht diese Entscheidungen gefällt haben zu müssen.

Es gibt immer mehrere Seiten im Leben und auf der einen Seite finden wir hier jene Rebben, welche die Existenz der Gruppe sicherstellen wollten und ins Ausland abreisten und es gibt andere, die zusammen mit ihren Chassidim in den Tod gingen. Man stelle sich einmal ernsthaft die Frage, welche Alternative besser ist.
Und dann kommt man zu der Antwort, dass es keine Antwort gibt.


In einem weiteren kontroversen Artikel werde ich mich mit der Ansicht der anti - zionistischen Dachorganisation "Edah HaCharedit" sowie deren Holocaust - Theorien etwas näher befassen !!!

Montag, 28. April 2008

Der siebte Tag von Pessach

B"H

Vielen dürfte durchaus bekannt sein, dass die Israeliten und Moshe am siebten Tage von Pessach das Rote Meer durchquerten. Und in diesem Jahr fiel der siebte Pessachtag auch noch auf einen Schabbat, was dem ganzen eine noch höhere Keduscha (Heiligkeit) und Spiritualität vermittelte.

Nach dem Schabbatmahl am Freitag abend (Erev Schabbat) machten sich meine Freundin und ich zum chassidischen Tisch der Toldot Avraham Yitzchak in Mea Shearim auf. Im Erdgeschoß liegenden Männerbereich war es wieder einmal voll, nur oben bei den Frauen waren noch freie Plätze zu haben. Wir fanden zwei tolle Sitzplätze mit bester Aussicht hinter der gläsernen Mechitzah (Trennwand zum Männerbereich). Ganz langsam füllte sich auch die Frauenempore, denn es war ja Schabbat und Feiertag zugleich.

Rebbe Shmuel Yaakov Kahn war in bester spiritueller Stimmung und ermutigte unermüdlich seine Chassidim, mit in die Gesänge einzustimmen. Der Rebbe liebt es zu singen und nach der Melodie auf und ab zu wippen. Irgendwie jedoch mußte er am Freitag abend die Chassidim erst aus einem Tiefschlaf holen, ehe sie mit einstimmten. Allerdings gelingt es ihm am Ende immer wieder alle aufzuwecken und zu begeistern.
Wir blieben jedoch nicht allzu lange und die Avraham Yitzchak vorzeitig zu verlassen, tut mir jedesmal weh, denn ich liebe ihren Tisch des Rebben. Nichtsdestotrotz wollten wir zu den Toldot Aharon weiter, denn dort sollte ein außergewöhnliches Schauspiel stattfinden. Ich hatte im Buch "The Haredim" von Amnon Levy gelesen, dass die Chassidim der Toldot Aharon am siebten Tage von Pessach ihre Synagoge voll Wasser schütten, um so den Auszug aus Ägypten darzustellen. Rebbe David Kahn sollte im Wasser tanzen und, wie im Chassidismus üblich, anhand seiner Ekstase in höhere spirituelle Welten aufsteigen.
Ich wollte bei den Toldot Aharon Mitglieder befragen und herausfinden, wann genau diese Zeremonie beginnt.

Aber auch dort war der Männerbereich hoffnungslos überfüllt. Von der Frauenempore ganz zu schweigen, denn dort gab es kaum noch einen Stehplatz hinter der Mechitzah. Hunderte von Frauen samt Kinderschar hatten sich schon auf den Metalltribünen plaziert, aber am Ende fanden wir doch noch Stehplätze, von denen wir alles beobachten konnten.

Es war recht ungewöhnlich, dass Rebbe David Kahn den Tisch so spät, erst gegen Mitternacht, begann. Irgendwann nach seinem Kiddusch (Segnung des Weines) sahen wir so gut wie gar nichts mehr und setzten uns erst einmal auf ein Hinterbänkchen. Dort befragte ich dann eine der Toldot Aharon – Frauen nach dem Brauch mit dem Wasser und wann es denn soweit sei. Und so erwies es sich wieder einmal mehr, keinen 100%igen Glauben an anderer Leute Bücher zu verschwenden. Der angebliche Brauch mit dem Wasserverschütten erwies sich glatt als unwahr. Ja, der Rebbe würde heute Nacht alleine tanzen, aber nicht durch Wasser, sondern ganz normal halt. Gegen 3.00 Uhr nachts täten sich die Chassidim im Kreis aufstellen und der Rebbe würde alleine tanzen. Deswegen sei der Tisch auch so übervoll, denn alle wollen diesem Schauspiel beiwohnen. Und es geschehe nur zweimal im Jahr, dass der Rebbe alleine tanze: am siebten Tage von Pessach und an Simchat Thora.

Auf meine Frage hin, wie denn die Frauen bei dem Massenansturm überhaupt erfolgreich etwas sehen sollen, erwiderte die Frau, dass es nun einmal so sei wie in den zwei ehemaligen Tempeln in Jerusalem. Aus dem Talmud erfahren wir, dass es zu Zeiten des Zweiten Tempels niemals Platzmangel zu vermelden gab. Und waren auch Abertausende Juden zum Gebet anwesend, jeder einzelne fand genug Platz zum Gebet. Und so sei es halt auch wenn der Rebbe der Toldot Aharon tanze.

Dennoch waren wir zu müde, um noch weitere zwei Stunden auf den großen Augenblick zu warten und beschlossen, heimzugehen. Ziemlich schade, denn nun müssen wir in volles Jahr auf die nächste Show warten, denn an Simchat Thora werden in die Synagoge nur Gruppenmitglieder eingelassen. Aus Platzmangel übrigens, womit wir wieder beim Thema "Tempel – Beit HaMikdasch" wären. Da an Simchat Thora nur Toldot Aharon Mitglieder in die Synagoge gelassen werden, erinnert also doch noch nicht alles an die Tempelzeiten. Es geht als nichts über die Heiligkeit des wirklichen Tempels auf dem Tempelberg.

Sonntag, 27. April 2008

In Erinnerung an Rabbi Kalonymus Kalman Shapira




B"H


Ich weiß nicht, wie andere denken, aber ich persönlich betrachte es als extrem wichtig, an große chassidische Rabbiner zu erinnern, die im Holocaust ums Leben kamen. Einer der bekanntesten Rabbis, der im Holocaust von den Deutschen ermordet wurde, ist Rabbi Kalonymus Kalman Shapira. Sein wichtigstes Werk, welches er teilweise im Warschauer Ghetto verfasste, ist das Buch "Aish Kodesh - Heiliges Feuer. Im Judentum ist es durchaus üblich, große Rabbiner, die einflußreiche Bücher schrieben, nach dem Namen ihres Buches zu nennen. So bilden hierbei der "Chafetz Chaim" , oder der "Chazon Isch" die besten Beispiele. Und somit wird Rabbi Kalonymus Kalman Shapira auch "Aish Kodesh" genannt.

Rabbi Shapira wurde im Jahre 1889 in Grozisk / Polen geboren und in späteren Jahren zum Rabbiner von Piaseczno ernannt. Schon sein Vater sowie viele seiner Vorfahren mütterlicherseits waren große Rabbiner gewesen.
Schon im frühen Alter von dei Jahren verlor er seinen Vater. Im Alter von 16 Jahren heiratete er Chaya Miriam, die Tochter von Rabbi Yerachmiel Moshe Hofstein von Koschnitz. Bei seiner Frau handelte es sich nicht um irgendjemanden, sondern sie beriet in und half ihm bei seinen Schriften.

Im Jahre 1909 wurde Rabbi Kalonymus Kalman Shapira zum Rabbiner von Piaseczno bei Warschau ernannt. Und es war zu der Zeit, dass sich ihm viele Chassidim anschlossen. Seine Hauptaufgabe sah der Rabbi jedoch in der Erziehung der Jugend. Im Jahre 1923 gründete er deshalb die Yeshiva "Da'at Moshe". Seine vielseitigen Aktivitäten fanden ein jehes Ende als die Deutschen in Polen einwanderten. Sofort nach der Errichtung des Warschauer Ghettos wurde er zusammen mit seinen Chassidim dort von den Deutschen einquartiert. Sein einziger Sohn und dessen Gattin kamen ums Leben. Sein Sohn Rabbi Elimelech Benzion wurde bei einem deutschen Luftangriff verwundet und erlag später seinen Verletzungen. Elimelechs Frau Gitel wurde ebenfalls bei einem Luftangriff getötet als sie ihren Gatten besuchen wollte.

Aber selbst im Warschauer Ghetto richtete der Rabbi eine geheime Synagoge ein. Noch während der Jahre im Ghetto hatte Rabbi Shapira begonnen, inspirierende Reden zu halten, die später im Buch "Aish Kodesh" veröffentlich wurden.
Ausserdem arbeitete der Rabbi im Ghetto in der Schultz – Schuhfabrik.

Nachdem der Warschauer Ghettoaufstand im Jahre 1943 niedergeschlagen worden war, inhaftierten die Deutschen den Rabbi im Arbeitslager Trawniki bei Lublin. Später wurde er nach Treblinka deportiert, wo er nach wenigen Monaten (noch im Jahr 1943) von den Nazis ermordet wurde.

Aber Rabbi Kalonymus Kalman Schapira verfasste nicht nur das Buch "Aish Kodesh", sondern weitere mehrere Schriften, welche bis heute zu den Standardwerken in den Yeshivot gehören.


Der derzeitige Rebbe von Piaseczno ist Rabbi Kalman Menachem Shapira, ein Großneffe des ersten Rabbi Shapiras. Rabbi Kalman Menachem wohnt in Ramat Beit Schemesch in Israel und ist das Oberhaupt der Gemeinde "Aish Kodesh". Heute ist "Aish Kodesh" nicht nur eine lokale Gemeinde, sondern die Reden und Schriften des Rabbi Kalonymus Kalman Shapira werden weltweit studiert. Des Weiteren gibt es eine "Aish Kodesh - Synagoge" in Woodmere - Long Island, New York.

In der jüdisch - relig. Gelehrtenwelt ist und bleibt Rabbi Shapira bis heute ein wichtiger Begriff.

Die Edah HaCharedit und ihr Kampf um Die Tradition

B"H

Die Edah HaCharedit und ihr Kampf um die Tradition

Einige Details zur Anti - zionistischen Dachorganisation "Edah HaCharedit"

Haredim (Ultra - Orthod.) und die Jüdische Geschichte

B"H

Genau genommen betrifft dieser Artikel nicht nur Haredim aller Art (livisch oder chassidisch), sondern genauso viele Nationalreligiöse. Niemand sollte sich also ausgeschlossen fühlen, sondern alle sind angesprochen.

Was mir immer wieder auffällt ist, dass in den heutigen relig. Schulen vieles gelehrt wird, nur eines nicht: Jüdische Geschichte.

Da werden sämtliche Talmudtraktate und Thoraparagraphen auswendig gelernt, aber wenn die Geschichte zur Sprache kommt, müssen viele passen. Zwar geht es im Talmud selbst viel um Geschichte, doch die richtige Historie wer gegen wen und wann bleibt oftmals im Dunkeln oder ist nicht bis ins Detail erwähnt. Auch fehlen viele welthistorische Zusammenhänge und nicht alle politischen Intrigen finden Erwähnung.

Aber nicht nur die Jüdische Geschichte von vor über 2000 Jahren und weit davor wird ausgelassen. Nach der Zerstörung des Zweiten Tempels hakt es komplett. Die wichtigen talmudischen Schulen in Babylon und Israel werden zwar ausgiebig genannt, doch fehlen die späteren Ereignisse, die zu einer Fastauslöschung der "Reish Galuta - Die Nachfolger aus dem Hause Davids" führte. Ebenso wenig findet ein gewisser Bustenai Erwähnung, der sozusagen der letzte aus dem Hause Davids war und in Babylon eine Nichtjüdin heiratete. Die Kinder wurden jedoch von führenden Rabbinern als Juden anerkannt, denn man wollte das Hause David nicht sang und klanglos untergehen lassen.

Aber wir brauchen nicht zu weit nach Babylon ausweichen. Wer von den Yeshiva - Studenten lernt schon noch die Geschichte der Hellenistischen Juden sowie die Ereignisse, welche zur Zweiten Tempelzerstörung führten. Und später ? Wie weit reichte der moslemische Einfluß auf das Judentum ? Übernahmen nicht gerade die spanischen Juden viel von den moslemischen Landsleuten ?
Einen kleinen Einblick hierzu gibt das Buch "Der Kuzari - Al Khazari" von Rabbi Yehudah HaLevi (1075 - 1141). Nicht selten ließ der Autor viele arabische Konzepte mit einfliessen. Und das Arabische war zur damaligen Zeit die Landessprache Spaniens und somit auch der dort ansäßigen Juden.

Inwieweit beeinflussten Philosophen und selbst das Christentum das Judentum ?

Wird nicht gerade dem berühmten spanischen mittelalterlichen Kabbalisten Rabbi Avraham Abulafia ein allzu enger Kontakt mit christlichen Mönchen nachgesagt ? Ein breites Themengebiet, auf das ich irgendwann in der Zukunft noch ausführlich einzugehen plane.
Bis heute weigern sich nicht wenige Juden, die Schriften und die Kabbalah des Rabbi Abulafia zu lernen. Eben aufgrund des Verdachtes einiger christlicher Einflüsse. Ob zu recht oder zu unrecht, sei vorerst dahingestellt. Aber ist es nicht dennoch wichtig, sich vor allem mit der eigenen Jüdischen Geschichte eingehend zu befassen ? Nicht, dass wir daraus lernen sollten, uns nicht mit externen Konzepten zu befassen, aber vielmehr um zu in Erfahrung zu bringen, was wirklich jüdisch ist und falls nicht, welche Wurzeln es tatsächlich hat. Ein Bekannter von mir, ein Vishnitzer Chassid, schreibt sogar an einem Buch zum Thema der philosophischen Einflüsse auf das Judentum. Nicht, dass er der Erste dieser Art wäre, denn die großen mittelalterlichen Rabbiner wie Maimonides (Rambam) oder Nachmanides (Ramban) waren, unter anderem, bekannte ambitionierte Philosophen.

Leider ist heutzutage die Wissenschaft aus den Yeshivot fast ganz verschwunden. Anstatt die Groß - und Einzigartigkeit von G - ttes Kreationen anhand von Fallbeispielen zu studieren, werden Talmudtraktate auf und ab heruntergerasselt. Wenn der Rambam in eine heutige Yeshiva treten täte, dann würde ihn sicherlich der Schlag treffen. Aus den einstigen Rabbiner mit wissenschaftlichen Kenntnisse wurden Rabbiner, die es für relevanter halten, ihre privaten Kleinkriege auszuleben oder festzulegen, wo genau die Mechitzah (Trennwand zwischen Frauen und Männern) in einem Bus installiert werden soll.

Ich habe keine Ahnung, wie man Yeshivot davon überzeugen soll, ihren Lehrplan zu erweitern und jedem Studenten wenigstens eine gehörige Portion Jüdische Geschichte zu vermitteln. Andererseits kann ich mir manchmal nicht erklären, warum die Studenten nicht von sich aus nachfragen oder ein Buch zur Hand nehmen. Ist es einfach nur Desinteresse, das nicht zu Hinterfragen wissen oder das Nichtanzweifeln der Entscheidungen eines Rabbiners / Lehrers ?

Kann sein, dass gerade ich so denke, da das Fach Geschichte mich immer interessiert hat und ich zu jedem Thema unzählige Bücher las. Meiner Meinung kann kein Talmudstudium ohne Jüdische Geschichtskenntnisse über die Zeit, Land und Leute stattfinden. Und mit meiner Meinung stehe ich da nicht allein, denn viele männliche Haredim stimmten mit mir in dem Punkt mehr als nur überein.

Dienstag, 22. April 2008

Chassidische Pessachbräuche

B"H

Obwohl ich äußerlich bestimmt nicht unbedingt chassidisch auftrete, zähle ich mich dennoch zur Zunft und halte somit viele unterschiedliche chassidische Pessachbräuche.

Einer der wichtigsten dieser Bräuche ist der Verzicht auf Gebrochts an Pessach. Jegliche Brösel von Mazzot dürfen auf keinen Fall mit einer Flüssigkeit in Berührung kommen, denn so besteht die Gefahr, Chametz (verbotene Getreidewaren an Pessach) zu erzeugen.

Laut der Halacha werden die traditionellen Mazzot zwar aus Mehl und Wasser gebacken; gären jedoch nicht mehr als 18 Minuten zusammen. Und falls besagte Brösel in Flüssigkeiten fallen täten, dann besteht eindeutig die Gefahr, diese 18 Minuten zu überschreiten und demnach Chametz zu erzeugen.

Chassidim nehmen diesen Brauch furchtbar ernst und bei Chabad wird aus diesem Grund jegliche Mazza aus einer Plastiktüte heraus verspeist. Nur keine Brösel auf den Boden fallen lassen.

Dieser Brauch wird übrigens von sämtlichen chassidischen Gruppen eingehalten.

Bei Chabad sowie Belz ist es weiterhin Brauch, den Wasserhahn mit einem kleinen Tuch zu umwickeln, um so das herausfliessende Wasser zu sieben. Bei Chabad heisst es hierzu, dass einer ihrer Rebben einmal Mehl in der Wasserleitung fand oder zumindest, dass plötzlich das Wasser nicht mehr "chametzrein" war. Bei Belz herrscht der gleiche Brauch und andere chassidische Gruppen halten vereinzelt diesen Brauch genauso ein.

Chassidut Toldot Aharon

Die chassidische Gruppe Toldot Aharon hat einen einzigartigen Brauch am 7. Tag von Pessach.

Die Chassidim versammeln sich zusammen mit ihrem Rebben, Rabbi David Kahn, in der Beit Midrash und der Rebbe in der Mitte von ihnen in solch einer Ekstase, dass es heisst, dass seine Seele (Neshama) sofort zu G - tt hinaufsteigt. Währenddessen umringen ihn seine Chassidim und klatschen in die Hände.
In der Chassidut heisst es, dass wenn die Seele des Rebben sich mit G - tt verbindet, automatisch auch die Seelen der Chassidim aufsteigen.

Zuvor berichtete ich von dem Brauch, auch Wasser in der Beit Midrasch der Toldot Aharon auszuschütten, um so den Auszug der Israeliten aus Ägypten besser darstellen zu können.
Wie mir jedoch eine Toldot Aharon - Frau am letzten Schabbat berichtete, gibt es den Brauch mit dem Wasser NICHT !!!!
Der Rebbe tanzt lediglich allein in der Mitte seiner Chassidim !!!!

Dieses tut er zweimal pro Jahr: Am siebten Tage von Pessach und an Simchat Thora.

Freitag, 18. April 2008

פסח שמח וכשר - Pessach Sameach & Kascher

B"H

Wie viele andere Blogger auch nehme ich mir eine kleine Auszeit über die Pessach - Feiertage. Ab dem 27. April wird es normal weitergehen.

Vielleicht schreibe ich ab und zu einmal ein paar kleinere Beiträge, wir werden sehen. Eine Pause ist jedoch nicht immer gleichzusetzen mit "Nichtstun" und ich nutze die Zeit zur ausgiebigen Materialsuche. Unter anderem werde ich mich in zwei der sogenannten koscheren haredischen Busse begeben und schauen, wie sich Frau da so hinter dem Vorhang Pessach fühlt.

Pessach Sameach & Kascher - Ein frohes und gesundes Pessach - פסח שמח וכשר

Donnerstag, 17. April 2008

Pessach in Israel

B"H

Kein verbotenes Chametz (Getreideprodukte) ist in diesem Shop erlaubt.



Mitteilungen (Fashivilim) in Mea Shearim



Pessach - Geschirrkaschering in Mea Shearim



Breslover Chassid



Kartons voll koscherer Pessachkekse



Maschinelle Mazzeherstellung



Versandfertige Mazzot



Getreidefeld in Nordisrael



Photos von:
Arutz 7

Montag, 14. April 2008

New Age ist überall

B"H

New Age Breslov Graffitti



Es tut mir leid, aber viele heutigen Chabadnikkim, die da neu angeworben worden sind und nun auf so furchtbar modern und IN machen, gehören für mich persönlich eher zu einem New Age Clan. Nicht weniger die modernen Breslover Chassidim, die da mit ihrem Na Na - Kult aufwarten; sich große weiße Kipot (Käppis) mit dem Spruch "Na Nach Nachma Nachman Me'Uman" aufsetzen.



Ihr geistiger Führer, Rabbi Israel Odesser, ist zwar schon lange verstorben, der Bewegung hat dies jeoch keinen Abbruch getan. Im Gegenteil immer mehr ehemalige oder derzeitige Gestrandete der Gesellschaft sehen gerade in dem Movement ihre Zukunft. Warum auch nicht ? Nur ist dadurch gerade diese Richtung in der Breslover Chassidut ziemlich verrufen. Besonders natürlich bei den originalen Breslover Chassidim in Mea Shearim. Aber hierzu könnte ich einen ganzen Roman schreiben. Die Breslover Chassidim in Mea Shearim und ihre Inakzeptanz den Neuzugängen gegenüber.

Breslover New Age Logo




Links:

Chassidut Chabad

Chassidut Breslov Teil 1 + Teil 2

Viele Chabadnikkim sowie die modernen "Na Na - Breslover" ziehen locker durch die Straßen, tanzen und drehen moderne Poptöne voll auf. Moderne Töne auf relig. Inhalt getrimmt, versteht sich. Das kommt an und da kann jeder einmal mittanzen. Eine ganz andere Bewegung jedoch, die sich selbst als neo - chassidisch betrachtet ist mir regelrecht zuwider. Vielleicht bin ich zu konservativ chassidisch oder vielleicht sagt mir nur die Hippiebewegung nichts. Es gibt nichts Schlimmeres als die Carlebacher.

Ein richtiger Carlebacher käme niemals aud die Idee, sich selber "Carlebach" zu nennen. Nein, sie sind die Anhänger "Shlomos". Der einstige und 1994 verstorbene Hippie - Rabbi Shlomo Carlebach begann seinen ursprünglichen chassidischen bei Chabad (Lubawitsch). Später dann machte er sich sozusagen selbständig und wurde durch seine eigenen Songkompositionen bekannt. Melodien, die es bis dahin kaum gab. Und Reb Shlomo gab sich locker und offen. Hie und da wurde auch schon einmal eine Anhängerin umarmt, was ihm nicht wenig Kritik einbrachte.

Rabbi Shlomo Carlebach



Und seine Anhänger wiederum berichten noch bis heute ganz begeistert, dass ihr Reb Shlomo seine Melodien nicht komponierte, sondern auf übernatürlichem Wege direkt aus den "oberen spirituellen Welten" empfing.

Reb Shlomo ist nach wie vor IN und es dürfte niemandem in Jerusalem oder den USA schwer fallen, eine "Shlomo - Minyan" zu finden. Shlomos Melodien als Gebetsinhalt. Auch Rabbi Mordechai Machlis ist diesem Denken nicht abgeneigt, doch hält er es in Grenzen. Eine Shlomo - Synagoge, die sich nicht mehr in Grenzen hält, ist "Kol Rina" im Stadtteil Nachlaoth. Tief in einem Bunker gelegen, gelangt man über eine lange Treppe in eine Vorraum, der irgendwie an eine Kommune der 70iger erinnert. Gleich darauf geht es in den Synagogenraum.

"Kol Rina" hat sich bei jungen Freak - Anglos zum Insidertipp entwickelt und am Schabbat platzt sie aus allen Nähten. Wer jedoch mit den Gebete mit Shlomo - Melodien vertraut ist, der weiß, dass der G - ttesdienst dementsprechend länger dauert. Nichts da mit frühem Schabbatessen, wenn da durch die Melodien der oberen Welten geschwebt wird.

Für die Haredim (Ultra - Orthod.) sind Shlomo - Melodien und vor allem Reb Shlomo selber eine einzige Tortur. Mit verächtlichem Blick winken sie nur ab. "Shlomo Carlebach - Nein Danke !!!". Reb Shlomo selber wurde zu Lebzeiten in Mea Shearim angespuckt und des Öfteren auch schon einmal hinausgetrieben. Dass, was man selbst Reb Shlomo anrechnen muß ist, dass er anhand seiner Melodien viele säkulere Juden zur Religion gebracht hat. Zwar pflegte er dabei eine eher unkonventionelle Art, dennoch war er recht erfolgreich.

Allen Shlomo - Anhängern und sonstigen Modern Music Freaks "Alles Gute", aber offenbar bin ich wirklich zu konservativ, um mich mit dieser Art von "Zugang - Approach" anfreunden zu können.

Reb Shlomo in Action

Sonntag, 13. April 2008

Verdächtigungen

B"H

Immer und immer wieder neu wiederfährt es mir. Sobald ich erzähle, dass ich über die haredische (ultra - orthod.) Gesellschaft schreibe, werde ich fast schief angesehen. Und das unabhängig davon ob mein Gesprächspartner religiös oder säkuler ist. Man verdächtigt mich sofort des Klatsches.

Und immer wieder neu ist es schwer, den Leuten klarzumachen, was genau ich berichte bzw. schreibe. Sehen sie meine Sites, sind sie meistens begeistert, aber wehe, wenn nicht. Wie soll ich Chassidim nur klarmachen, was genau ich schreibe und warum ? Das "WARUM" spielt hierbei eine immense Rolle, denn was ist die Aufgabe einer Frau in solch einer Gesellschaft ? Genau, heiraten und Kinderkriegen. Und wieso befasse ich mich stattdessen mit chassidischer Geschichte, der Kabbalah, dem Talmud oder mit den Chassidim ?

Dennoch bekomme ich viele positive Stimmen zu hören; überwiegend von männlichen Chassidim, denn für sie bin anscheinend eine wandelnde Attraktion. Oft tun sie sogar beschützermässig und gehen mir so schon wieder auf den Geist. "Naja, man muß ja der Dame mal sagen, was Sache ist".

Bei derlei Anbiederungen bleibt einem nichts anderes übrig als freundliche Fassung zu bewahren und richtig zu kontern. Spätestens zum nächsten Artikel tritt wieder etwas Ruhe ein.

Donnerstag, 3. April 2008

Spiritualität in der Mikweh

B"H

Eine der zentralen Rollen im Judentum wird manchmal leicht übersehen; nämlich der Mikwehgang - der Gang ins Ritualbad. Frauen benutzen sie in der Regel zum ersten Mal am Abend vor ihrer Hochzeit und danach als verheiratete Frau natürlich regelmässig. Es besteht die Halacha, dass eine jüdische verheiratete Frau nach dem Ende jeder monatlichen Regel in die Mikweh gehen muß. Hierfür gibt es genaue Gesetze wie, z.B., wann genau sie nach der Regel als zulässig für die Mikweh gilt oder wieviel Tage zwischen dem Beginn und Ende der Regel mindestens vergangen sein müssen. Darüber hinaus geht sie nach jeder Geburt (auch hier gibt es eine vorgeschriebene Anzahl von Tagen) in die Mikweh. Ein relig. Mann geht in der Regel jeden Freitag vor dem Schabbatbeginn in die Mikweh. Hinzu kommen ebenso die Feiertage.

Eines aber übersehen viele, die sich zum Thema "Mikweh" informieren. Das Ritualbad dient nicht nur der körperlichen, sondern ebenso der spirituellen Reinigung. Der große Kabbalist, Rabbi Yitzchak Luria (1534 - 1572) sah eine hohe mystische Bedeutung in der Mikweh. Genauso wie in der Kabbalah, massen später der Baal Shem Tov und seine chassidischen Anhänger bzw. Nachfolger der Mikweh allerhöchste spirituelle Bedeutung bei. Und so kommt es, dass chassidische Männer bis heute täglich in die Mikweh gehen. In der Regel geschieht dies am frühen Morgen.

Litvische Juden lieben es, sich über den täglichen Mikwehgang der Chassidim entweder zu beschweren oder einfach nur lustig zu machen. Das ganze Mikwehgerenne sei ja viel zu übertrieben. Chassidim hingegen betrachten es als eine absolute Notwendigkeit, nicht nur den Körper, sondern auch die Seele zu reinigen und mit der richtigen Kavanah (Konzentration) in der Mikweh sei dies allemal möglich. In der Chassidut heißt es, dass, z.B., der Baal Shem seine Weisheiten in der Mikweh erlangte. Durch Gebet und Kavanah stieg er zu höheren Leveln auf.

Gewöhnlich hegen die Chassidim ihre gruppeneigenen Bräuche in der Mikweh - so auch, wieviele Male man untertauchen muß. Bei der Chassidut Breslov ist es so, dass selbst die Frauen siebenmal untertauchen. Jedes Untertauchen wird als ein höherer Level gesehen, bei dem man völlig vom Wasser umgeben ist und so G - tt nahe kommt. Andere chassidische Gruppen hingegen folgen dem Brauch, mindestens dreimal unterzutauchen.

Unter chassidischen Rebbes sowie Kabbalisten ist es nichts Ungewöhnliches, die größte individuelle Kavanah (Konzentration) dadurch zu erreichen, indem sie sich auf die Namen G - ttes konzentrieren und völlig in die Meditation eintauchen.