Sonntag, 13. Januar 2008

Ich bin Satmar

B"H

Es war am letzten Simchat Thora (nach dem Laubhüttenfest) im Oktober 2006. Ich befand mich auf dem Rückweg von Rabbi Mordechai Machlis und durchquerte munterer Dinge die Shivtei Israel Street. Ungefähr in der Mitte der langen Straße befindet sich der ultra - orthod. Stadtteil Mea Shearim. Kreuzung Shivtei Israel / Mea Shearim Street. Gleich daneben befinden sich die Einrichtungen und Wohngebiete der extremen chassidischen Gruppe Toldot Aharon.

Spontan entschloß ich mich zu einem chassidischen Tischbesuch. Im Vorbeigehen hörte ich die lauten chassidischen Gesänge aus dem Inneren der großen Synagoge erschallen.
"Warum nicht", sagte ich mir und ging in die schmale Gasse hinein, die rechts in die Hinterhof - Wohngebiete und links zum Fraueneingang der Synagoge führt.

An den Feiertagen ist es immer besonders voll und es war klar, dass an Simchat Thora Chaos herrschen wird. Der vordere Eingang an der Shivtei Israel war abgesperrt und so folgte ich zwei Frauen der Chassidut Satmar zum hinteren Eingang. Die Satmar - Damen hatte ich auf Hebräisch angesprochen, was jedoch bei Satmar jedesmal auf taube Ohren stößt. Man verwendet die hebr. Sprache (Laschon HaKoidesch) nur im Gebet und im Alltag erst nach dem Eintreffen des Meschiach. Und dementsprechend bekam ich dann eine wirsche Antwort auf Englisch mit heftigem jiddischen Akzent.

Auf der Rückseite des Synagogengebäudes brach das Chaos erst richtig aus. Der kleine Platz vor dem Treppenaufgang in die Synagoge glich einem Parkplatz für Kinderwagen. Mindest 30 Kinderkarren waren versammelt. Aber keine Angst, Diebstahl ist in der Gemeinde ein Fremdwort.

Die Synagoge, der ewig lange Korridor sowie der Treppenaufgang waren komplett mit Toldot Aharon - Frauen überfüllt und so waren dann die Satmar - Damen und ich, die einzigen, die von außerhalb kamen. Wir stellten uns hinten an, was den Satmarern schon bitter aufstieß. Satmar ist eine überaus reiche chassidische Gruppe und wer will sich da schon bei den ärmlichen Toldot Aharon anstellen, die von Satmar finanziell unterstützt werden ?

Irgendwann standen wir dann oben vor dem Eingang in den langen Korridor auf der Treppe. Eine schwergewichtige Toldot Aharon - Frau begrüßte uns mit strengem Blick und ich wußte, dass hier der Weg enden wird. Zuerst wurden die Satmar - Damen einem Verhör unterzogen. Die Schwergewichtige und Satmar diskutierten in Jiddisch, wobei Satmar immer mieserer Stimmung wurde. Schließlich rief eine der Satmar - Damen: "Ich bin Satmar", und die Schwergewichtige zuckte erschrocken zusammen.
"Oh", erwiderte sie und ließ die Zwei ein.

Dann blickte sie auf mich und fragte, wer ich denn sei. Ich dachte mir, dass das Password anscheinend lautet: "Ich bin Satmar", hielt mich aber zurück und wollte die Schwergewichtige nicht ganz aus der Fassung bringen. Freundlich machte sie mir klar, dass die Synagoge heute nur für die Mitglieder der Toldot Aharon sei und ich solle mir das ganze Chaos einmal anschauen. Sie sprach es und öffenete dabei die Tür.
Ich blickte hinein und sah eine Welle weisser Kopfbedeckungen der Toldot Aharon - Frauen umherlaufen. Wie ein Bienennest.

Die Schwergewichtige meinte, ich könne jederzeit wiederkommen, nur halt nicht heute. Und dann erhob sie ihre Arme und meinte, dass der Meschiach bald komme und dann wären wir (alle Juden) vereint. Entgeistert schaute ich sie an und brachte nur ein "Be'Ezrat HaShem - Mit Hilfe G - ttes" heraus. Die Toldot Aharon - Frauen hinter mir auf der Treppe konnten sich nicht sattsehen an der Schwergewichtigen, doch ich murmelte ein "Chag Sameach - Schönen Feiertag" und wankte nur die Treppe hinunter.

Vielleicht hätte ich doch sagen sollen, dass ich zu Satmar gehöre, denn so muß ich erst auf den Meschiach warten.

Keine Kommentare: